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Leben und Sterben

Hatschi! Atemwegs­erkrankungen in der Römerzeit

Von rinnenden Nasen, verstopften Nasennebenhöhlen und entzündeten Lungen …

Wir sind gerade inmitten einer Grippewelle. Gefühlt ist oder war schon jede*r krank. Auch die römerzeitliche Bevölkerung von Enns hatte oft mit Erkältungskrankheiten zu kämpfen.

Viele – aber keinesfalls alle – Krankheiten bilden sich auch am Skelett ab. So auch Atemwegserkrankungen. Hier sehen wir keine kurzen Krankheitsverläufe, die schnell wieder ausheilen, wohl aber chronische Prozesse. Also keine Sorge: Wenn Sie 1 oder 2 Wochen an einer argen Erkältung leiden, bleiben Ihre Knochen davon verschont! Wenn Atemwegserkrankungen aber wochen- oder monatelang nicht ausheilen, sieht man die charakteristischen Veränderungen in Form von Knochenneubildungen und verstärkten Gefäßabdrücken am Skelett – rund um die Nasenhöhle bei chronischem Schnupfen, in den Nasennebenhöhlen bei einer Entzündung derselben, an der Innenseite der Rippen bei Lungenerkrankungen.

Knochenneubildungen am Boden der linken Nasennebenhöhle aufgrund einer chronischen Entzündung. (Foto: M. Marschler)

Selbstverständlich plagten Atemwegserkrankungen auch die Menschen aus früherer Zeit. Auch an dem Skelett aus Lauriacum, das ich gerade untersucht habe, finden sich Hinweise darauf – offenbar ist gerade wirklich jede*r krank. Die junge Frau litt an chronischem Schnupfen, alle Nasennebenhöhlen waren chronisch entzündet, und auch die unteren Atemwege waren von einer Entzündung betroffen.

Knötchenförmige Knochenneubildung an der Innenseite einer Rippe aufgrund einer Entzündung des Rippenfells, wahrscheinlich ausgelöst durch eine Erkrankung der Lunge. (Foto: M. Marschler)

Behandelt hat man in der Antike z. B. Lungenentzündungen nicht nur mit Diät, warmen Umschlägen und schleimlösenden Getränken, sondern auch mit Schröpfen und Aderlass. Bin ich froh, dass es heute Spitzwegerichsaft, Aspirin und Antibiotika gibt!

Verfasst von

Maria Marschler studierte Biologie/Studienzweig Anthropologie an der Universität Wien. In ihrer langjährigen Tätigkeit als Anthropologin hat sie zahlreiche Skelettserien von der Bronzezeit bis zum Hochmittelalter analysiert, wobei ihr Forschungsschwerpunkt in der Römerzeit liegt. Im Projekt LDDL untersucht sie am Naturhistorischen Museum Wien die Körperbestattungen aus Lauriacum. www.nhm-wien.ac.at, www.researchgate.net

Das Projekt wird aus Mitteln des Heritage Science Austria-Förderprogramms der Österreichischen Akademie der Wissenschaften finanziert.

www.oeaw.ac.at

Projektträger

Naturhistorisches Museum Wien
OÖ Landes-Kultur GmbH
Paris Lodron Universität Salzburg

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