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Leben und Sterben

Crematio –
Eine Bestattung nach römischem Brauch 

Bis ins 2. Jh. n. Chr. war die crematio – die Brandbestattung – im Westen des Römischen Reiches die vorherrschende Bestattungsart. Verstorbene wurden auf einem Scheiterhaufen mit Beigaben verbrannt und die Überreste anschließend im Grab verstreut oder in einem Behältnis beigesetzt.

Auch bei der Mehrheit der Gräber des 1. bis 3. Jhs. in Lauriacum handelt es sich um Brandbestattungen. Auf einem gemauerten Verbrennungsplatz (ustrina) wurde ein Scheiterhaufen (rogus) errichtet. Dieser konnte geschmückt sein, und der Verstorbene wurde zumeist bekleidet darauf gebettet und mit Beigaben ausgestattet. So wurden beispielsweise Schmuck, Keramikgefäße und Speisebeigaben mitverbrannt. Nach vollständiger Verbrennung des Körpers wurde die Glut abgelöscht oder abgewartet, bis die letzten Glutherde erloschen waren.

Nach der Verbrennung wurden die verbrannten Knochen aufgesammelt und entweder in eine Grabgrube gestreut oder in ein Behältnis, z. B. eine Urne oder eine Steinkiste, gefüllt und anschließend bestattet. So gelangten mitunter Reste verbrannter bzw. aufgeschmolzener Beigaben ins Grab. Zusätzlich wurden häufig unverbrannte Beigaben wie Öllämpchen und Gefäße aus Keramik, seltener aus Glas, ins Grab gestellt.

Enns/Steinpaß A12/1954, Grab 120:
Bei diesem einfachen Urnengrab wurden die Urne und der menschliche Leichenbrand ohne weitere Beigaben in einem kleinen Erdgrab niedergelegt (Foto: OÖLKG).
Enns/Kristein-Ost, Parzelle 525-45, Bustum 1:
Durch die hohen Temperaturen bei der Verbrennung kam es zur Verziegelung des Bodens. Die rötliche Farbe zeigt die Ausdehnung der ursprünglichen Verbrennungsgrube deutlich an. Zu erkennen sind darin zerbrochene Beigaben und Holzkohlereste (Foto: BDA).

Für das Gräberfeld Steinpaß in Enns werden drei mögliche Verbrennungsplätze diskutiert. Es sind überwiegend Urnengräber bzw. Gräber, wo eine einstmalige organische „Verpackung“ des Leichenbrands (beispielsweise in Form einer Holzkiste oder eines Lederbeutels) erwogen wird, bekannt. Da bei Brandschüttungsgräbern der Leichenbrand gänzlich ungeschützt direkt im Erdreich liegt, sind diese allerdings auch schwieriger zu entdecken und könnten vor allem im örtlichen Schotterboden leichter zerstört und nicht mehr erkannt worden sein.

Weniger häufig sind archäologische Nachweise von busta. Als bustum wird ein „Einweg“-Verbrennungsplatz bezeichnet. Hierfür wurde der Scheiterhaufen direkt über einer Erdgrube errichtet, in die die verbrannten Knochen, Beigaben und Reste des Scheiterhaufens fielen. Die Erdgrube wurde damit zum Grab. Vom Gräberfeld Steinpaß liegen vermutlich nur zwei busta vor.

Verfasst von

Andrea Stadlmayr studierte Anthropologie an der Universität Wien und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Anthropologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums. Im LDDL-Projekt ist sie für die Untersuchung der menschlichen Leichenbrände zuständig. www.nhm-wien.ac.at, www.researchgate.net

Das Projekt wird aus Mitteln des Heritage Science Austria-Förderprogramms der Österreichischen Akademie der Wissenschaften finanziert.

www.oeaw.ac.at

Projektträger

Naturhistorisches Museum Wien
OÖ Landes-Kultur GmbH
Paris Lodron Universität Salzburg

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